Ein Paar bewahrte mit viel Geschick und Herzblut einen mehr als 400 Jahre alten Schwarzwaldhof – und machte ihn zum modernen Effizienzhaus. Dafür gab es den Sonderpreis beim KfW Award Bauen 2018.

 

Der Schwarzwaldhof gilt als gefährdete Art: Zählte man um 1900 noch 5.000 Exemplare der mächtigen Höfe, so stehen heute nur noch 500, von denen längst nicht mehr alle bewirtschaftet werden. Doch das wünschte die Gemeinde Schönwald, als sie 2012 den imposanten Kienzlerhansenhof verkaufen wollte. Er liegt in einem Hochtal fast 1.000 Meter über dem Meeresspiegel.

 

Zunächst erkundeten sie jedoch, was sie da vor sich hatten. Drei Bauforscher und fähige Handwerker halfen ihnen, den 1591 erbauten Hof zu verstehen und fachgerecht anzupacken. Sie sehen sich seither „in einer langen Kette von Menschen“, die den Hof pflegten und weiterentwickelten. Vom Felskeller bis zum Ahnenstängle auf dem First sind sie mit diesem „Kosmos“ (Anja Kluge) vertraut. Das Erstaunliche dabei: „Das Ganze hat ein menschliches Maß, so dass wir uns nie verloren vorkommen.“

 

Das 1.000 Quadratmeter große Dach deckten sie neu mit handgespaltenen Schindeln – es scheint von ferne mit der Landschaft zu verschmelzen. Darunter tilgten sie einige entstellende Umbauten der letzten Jahrzehnte: Manches Fenster wurde wieder geschlossen, die Rauchküche, in der auf offenem Feuer gekocht wurde wird, ist wieder zweigeschossig. Zwischenzeitlich eingefügte moderne Materialien wichen alten Lehmwänden und einem wunderbar geschmeidigen Dung-Estrich in den Bädern. Auf Fliesen und Einbaumöbel verzichteten sie.

Wo es ohnehin Störungen gab, öffneten die beiden aber auch neue spannende Durchblicke, die das Haus neu erlebbar machen. Die Milchküche wurde zu einer Sauna, der Heizraum zur Technikzentrale. Die über 400 Jahre alte Konstruktion erlaubt vielerlei Gebrauch - wenn auch so mancher „Demutsbalken“ zwischendurch zum Bücken zwingt.

 

Den Preisträgern gemeinsam ist die Liebe zu Ort und Haus, so das Urteil der Jury.

 

(Auszug aus der Erläuterung zum Gewinn des KfW Sonderpreises der Jury 2018)